Ubud und ich
Samstag, 1.12.2018
Zum Hostel in Ubud geht man von einer Seitenstraße, der Marktstraße, durch einen Eingang in den Hinterhof und etwas versteckt im 2. Stock finde ich die Rezeption des Hostels mit dem Namen Poshtel. Da all mein Gepäck auf Andor's Motorradboxen verteilt ist, muss ich das erst noch mitten auf der Straße vor einem Café wieder in meinen Rucksack packen. Ich war nie schneller beim Packen meines Rucksacks. 😉 Und so viele Zuschauer hatte ich auch noch nie. 😉
Da ich jetzt endlich hier bin, hab ich das Gefühl ich muss einiges unternehmen. Ich will mir ein Yoga-Studio aussuchen - aber bei dem Überfluss kann ich mich irgendwie nicht richtig entscheiden und pro Stunde liegt der Preis bei bis zu 12 €. Ich mache in den ersten Tagen nicht ein einziges Mal Yoga. Dann bleibt noch Shoppen oder mit dem Roller durch die Gegend düsen. Alleine mit dem Roller durch die Gegend düsen ist mir noch ein bisschen zu aufregend und da Eva Angst davor hat, machen wir alles, was zu Fuß erreichbar ist. Aber eigentlich war mein Plan, die Zeit hier zu nutzen um mal wieder einfach nur zu bleiben, die Zeit zu genießen, in Cafés zu sitzen, um zu schreiben und zu recherchieren, wo es als nächstes hingeht. Aber irgendwie fühle ich mich nicht so richtig wohl, fühl mich träge... Ich weiß mal wieder nicht so recht was mit mir anzufangen. Und der Ubud-Vibe hat mich auch noch nicht wirklich ergriffen. Ein Plan muss her, es kann nicht sein, dass ich Ubud so in Erinnerung behalten soll. Ich glaube, eine andere Umgebung muss her. Ich mach mich direkt auf die Suche nach einem anderen Hostel, einer anderen Gegend. Mitten ins Reisfeld?! Oder doch lieber nahe dem Zentrum bleiben? Wanderlust klingt doch gut. Es ist immer noch zentral, aber nicht mehr mitten drin. Ich will mir endlich einen Roller mieten und ich hab gehört, dass man in Ubud Silberschmuck selbst herstellen kann. Das will ich mir auch einmal anschauen.
Das neue Hostel hat einen Pool, der Außenbereich sieht ganz hübsch aus, aber als ich in das Dorm einziehe, weist mich meine Bett-Nachbarin auf den Schimmel an den Wänden hin und es müffelt ganz doll. OK, für eine Nacht wird es schon gehen, aber ich fange direkt an, mich nach einem anderen Hostel umzusehen. Und tatsächlich entdecke ich direkt auf der anderen Straßenseite das Pillow Inn. Ich entscheide mich um 23 Uhr einfach rüber zu gehen um einen ersten Eindruck zu bekommen. Obwohl es schon so spät ist, werde ich so herzlich begrüßt, dass mein Herz Sprünge macht. Das brauch ich nach den ersten Tagen in Ubud. Atik, die bezaubernde Rezeptionistin, erklärt mir alles und führt mich rum. Das Hostel hat ein richtig hübsches, stilvoll eingerichtetes Restaurant, welches am nächsten Tag erst eröffnet, wie ich dann erfahre. Eine coole Bar mit Pool und Schwimmente & - einhorn - Floaties. Es gibt noch einen zweiten Pool, direkt bei den Zimmern und eine Rooftop-Bar auf der morgens auch Yoga stattfindet. Ich bin sofort verliebt und strahle über beide Ohren, dass ich diesen Happy Place gefunden habe! Jetzt kann ich länger in Ubud bleiben!
Auf dem Rückweg miete ich mir einen Roller - na endlich. Durch die Straßen laufen bei der Hitze macht auf Dauer ganz schön schlapp. Ich fahr ein bisschen durch die Gegend, teste mich durch verschiedene Restaurants und Cafés und genieße die Atmosphäre am Pool.
Am nächsten Morgen gehe ich direkt zum Yoga auf dem Rooftop des Hostels. WOW!!! Ich liebe es, wenn Dinge einfach so passieren. Einem zufliegen. Ich bin seit 6 Tagen in Ubud und nicht einmal beim Yoga gewesen, obwohl ich genau deshalb hier bin. Und ich geh einmal zum Yoga, hier im Hostel, und lerne Jac aus Minnesota kennen. Sie ist Yoga Teacher seit Februar, ihre Ausbildung hat sie hier in den Reisfeldern von Ubud gemacht. Nicht, weil sie schon immer den Traum hatte, Yoga-Lehrerin zu werden, sondern sich und ihrem Körper was gutes tun wollte. Als sie mir davon erzählt, kribbelt's ganz doll in meinem Bauch, meinen ganzen Körper überfällt ein Glücksschauer. Ja, ich wollte Yoga mehr zur Routine werden lassen in meinem Leben, aber soll ich wirklich ne Yoga Trainer Ausbildung machen? Mein Bauch sagt mir inzwischen ziemlich laut und deutlich, wenn er von etwas richtig begeistert ist. Ich bin ganz aufgeregt bei dem Gedanken, zu lernen wie die Asanas korrekt ausgeführt werden, welche Varianten es gibt. Mehr über meinen Körper, die Muskeln zu lernen. Auch meinen verkürzten Muskeln und verklebten Faszien wird das sehr gut tun. Aber nicht, dass ich jemals das Bedürfnis registriert hätte, Yoga Lehrer werden zu wollen. Das Training umfasst jeden Tag 2 Stunden Yoga, 1,5 Stunden Theorie zur Anatomie bzw. Philosophie. und das ganze 3 Wochen lang. Und alles auf englisch. Wow, das wird auf jeden Fall ne große Herausforderung! Aber mein Körper scheint genau das zu wollen.
Trotz der klaren Zeichen hab ich bei dem Betrag eine Nacht drüber geschlafen, hab aber am nächsten Morgen direkt das Anmeldeformular ausgefüllt und auch direkt die Bestätigung dafür erhalten. Ich könnte platzen vor Freude und Aufregung! Ich hab das Gefühl, dass ich diese Art von Herausforderung auf meiner Reise suche. Ich hab mir vorgenommen, die Zeit zu nutzen um Neues zu lernen und auszuprobieren. In Malaysia war es das Tauchen, auf Bali das Roller fahren, Silberschmuck herstellen und die Yoga-Ausbildung. Und in 2 Tagen werde ich Sound Healing ausprobieren. Ich bin schon sehr darauf gespannt, und vor allem darauf, was an anderen Orten noch auf mich wartet. Ich bin so erfüllt von Dankbarkeit über diese Möglichkeit und Erfahrung!
Another day - another mood... Wir haben uns verabredet zusammen zu einem der vielen Wasserfälle zu fahren. Da ich ja jetzt selbst fahren kann, tu ich das natürlich auch. Wir düsen los, mit bestimmt 10 Leuten inkl. Fotografen mit Drohnen und Kamera. Es macht mega Spaß quasi als Scooter-Gang über Bali zu ... naja, heizen wäre übertrieben. Wobei... die anderen schon, nur ich nicht als Anfänger. Irgendwie ist bei allen anderen beim schnell Fahren der Spaßfaktor größer gewesen, als dass sie mitbekommen hätten, dass ich abhanden gekommen bin. Anscheinend bin ich an einer Kreuzung anders gefahren als alle anderen, weil sie schon zu weit weg waren, um sie noch zu sehen. Nach einigen hundert Metern bin ich dann doch links ran gefahren (ja, weil auf Bali ja schließlich Linksverkehr ist) und hab Google Maps angeworfen. Gut, dass ich meine Kopfhörer eingesteckt hatte. Also weiter... Anscheinend hab ich das Navi aber nicht richtig gestartet, so dass ich einige weitere hundert Meter gefahren bin und gewartet habe, bis die Stimme mit mir spricht, bevor ich realisiert habe, dass ich falsch gefahren war oder einfach unfassbar langsam unterwegs war ;-), das Navi zeigte mir nämlich immer noch 55 Minuten Fahrtzeit an. Auf der Strecke war alles dabei... stark befahrene Hauptstraßen, kleine Bergdörfer, Reisfelder, steile, kurvige Straßen... Mein Navi und ich schaffen das schon, dachte ich mir. Und wenn alle vom Wasserfall schon wieder zurück sind, wenn ich ankomme, dann hatte ich wenigstens eine spannende Ausfahrt mit meinem Scooter. Schön, wär's gewesen... Die Scooter und Motorräder stehen noch am Parkplatz, sie wissen, dass ich auf dem Weg bin, also laufe ich los zum Wasserfall. Ich lauf den Weg entlang, einige steile Stufen hinab, durchs Wasser und kurz vor dem Wasserfall bieg ich falsch ab und steh auf nem kleinen Trampelpfad. Und genau in dem Moment müssen alle anderen sich auf den Rückweg zum Parkplatz gemacht haben. Ich komme also beim Wasserfall an und keiner ist mehr da. Und, naja, wenn man Instagram-Star ist und seine Fotografen dabei hat, mag der Wasserfall grandios sein, aber alleine mit schlechter Laune kann der Wasserfall Tukat Cepung bei mir nicht punkten. Als ich zurücklaufe, meldet sich der Rest der Scooter-Gang, wo ich denn sei... OK, jetzt nicht ausflippen, denk ich, sonst musst Du Dir neue Freunde suchen.
"Guys, why you sit around, let's go and have some lunch. I'm hungry now after this trip!" sag ich, lächle und geh zu meinem Scooter. Die Rückfahrt ist diesmal kein Rennen, sondern sie nehmen mich Scooter-Anfänger in ihre Mitte und passen auf, dass ich nicht wieder verloren gehe. Ich glaube, heute sind richtig coole Bilder am Wasserfall entstanden. Nur leider ohne mich... 😉 Was hab ich daraus gelernt? Ich kann Roller fahren! Ja, gut, noch ein bißchen langsam, aber das wird schon. One step at a time. 😄
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