Welcome to Vietnam
7.12. - 14.12.2018
Ich verlasse Bali mit gemischten Gefühlen. Inzwischen kenn ich mich in Canggu ganz gut aus, kenne ein paar Leute, fühlt mich dort wohl und trotzdem gibt es noch so viel zu entdecken. Hier könnte ich noch ne Weile bleiben. Andererseits ist es auch Zeit, die Komfortzone wieder zu verlassen und ein neues Land zu entdecken. Inzwischen bin ich schon seit 3 Monaten unterwegs und war "erst“ in 2 Ländern unterwegs. Und das ist auch absolut gut so, weil ich gerne an Orten länger bleibe, die ich mag. Ich finde, man kann einen Ort nicht in 2 Tagen kennenlernen. Man braucht… Ich brauche mehr Zeit um anzukommen, die Restaurants auszuprobieren, um ohne Stress die Highlights zu entdecken und die Zeit dort auch etwas genießen zu können. Einfach mal irgendwo sitzen und das Treiben beobachten. Außerdem bin ich bei über 30°C definitiv nicht fähig, im Eiltempo durch irgendwelche Städte zu rennen. 😉
Wer weiß, wie ich mich entschieden hätte, wäre der Flug am nächsten Tag nach Hanoi (Vietnam) noch nicht schon fix gebucht. Aber daran gibt es nichts zu rütteln, und daran möchte ich auch gar nichts mehr rütteln. Nach genau 100 Tagen sehen Jörg und ich uns endlich wieder. Für ganze 5 Wochen reisen wir dann gemeinsam durch Vietnam. Wie der genaue Reiseverlauf aussieht, haben wir noch nicht festgelegt. Ich würde total gerne den landschaftlich schöneren Norden von Vietnam sehen. Da das Wetter aber langsam ganz schön frisch wird, wird es wohl eher von Hanoi aus Richtung Süden Vietnams gehen. Ich bin aufgeregt und gespannt! Aber immer wieder taucht Wehmut auf. Ich weiß, ich werde die Menschen, die Kultur, die Energie in Indonesien sehr vermissen.
Mein Flug geht von Bali über Kuala Lumpur nach Hanoi. Bis nach KL läuft alles reibungslos und pünktlich. Im Wartebereich für den nächsten Flug, hab ich das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Um 12 Uhr soll die Maschine starten, seit kurz vor 12 Uhr heißt es Boarding. Wie immer stellen sich sofort alle Menschen an, aber es passiert nichts. Nach einigen Minuten setzen sich die meisten wieder hin. Eine Info gibt es nicht. Ich beobachte und warte geduldig, was passiert. Wird schon seine Gründe haben. Aber ich hab irgendwie ein mulmiges Gefühl im Bauch. Nach über einer Stunde geht es dann endlich los, das Boarding beginnt. Wir sitzen alle im Flieger, jetzt wäre es eigentlich an der Zeit die Türen zu schließen, aber wieder passiert nichts. Die Crew ist irgendwo, aber nicht im Flieger. Bestimmt über 20 Minuten sitzen wir im Flugzeug und warten. Ich werde mein Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmt. In meiner Brust zieht sich etwas zusammen, ich fühl mich unwohl, ich hab das Gefühl, dass ich mit dieser Maschine nicht fliegen möchte. Trau ich mich, einfach aufzustehen und aus der Maschine zu gehen, sollte sie gleich doch noch starten? Ist mein Bauchgefühl richtig oder bin ich nur verunsichert!?
Um 13.30 Uhr kommt eine Durchsage des Kapitäns, dass es technische Probleme gibt und die Maschine nicht starten kann. Große Erleichterung macht sich in mir breit. Also alle wieder raus. Ich beobachte gespannt die Reaktionen der anderen Reisenden. Einige sind aufgebracht, ungeduldig, wütend… Ich bin soooo erleichtert, dass mir diese Entscheidung abgenommen wurde. Ich hab keine Flugangst, und so ein ungutes Gefühl hatte ich auch noch nie vor einem Start. Aber dieses Mal hatte ich ernsthafte Fluchtgedanken. Ich bin froh und dankbar, dass diese Maschine nicht starten durfte. Und jetzt sitzen wir wieder im Eingangsbereich und warten, bis wir erfahren wann und wie es weiter geht...
Ileana steht neben mir als wir Voucher für den Food Court in die Hand gedrückt bekommen. Sie kommt aus Costa Rica, lebt seit 3 Monaten in Hanoi und ist Englisch- und Spanischlehrerin. Bei der großen Auswahl können wir uns kaum entscheiden... Wir nehmen Burger King. 🙂 Sorry, aber ich kann gerade wirklich keinen in ordentlich Öl gebratenen Reis mehr sehen, egal ob Veggie oder mit Chicken. Hatte ich in den letzten Tagen wohl etwas zu viel von. 😉 Die Schlangen sind mega lange, weil hier natürlich nun alle Menschen aus dem Flugzeug gleichzeitig losgerannt sind. Naja, wir müssen ja eh 2 Stunden überbrücken, also bloß keine Hektik. Zurück am Gate sitzt ein Mönch hinter uns und schaut sich Videos in einer unerträglichen Lautstärke an, und die Musik arbeitet ganz intensiv an meinen Nerven. Ich beobachte vietnamesische Eltern, die irgendwie ruppiger mit ihren Kindern umgehen, als die Familien in Indonesien und Malaysia. Dort wirkt alles sehr harmonisch und liebevoller als hier, auch die Kinder untereinander. Hier wird auch mal geschubst, oder ein Kind schlägt dem anderen Kind auf den Rücken - erinnert mich irgendwie an Deutschland. ;-) Irgendwie alles etwas schroffer als ich es in den letzten 3 Monaten erlebt habe. Ich bin froh, dass es nicht mehr lange dauert, bis wir dann in eine andere Maschine einsteigen können. Wir sitzen, alles wird für den Abflug vorbereitet, alles läuft wie immer, mein flaues Bauchgefühl ist auch weg und schon geht's auf die Startbahn, 5 Std. später als geplant.
Da wir länger als 14 Tage in Vietnam bleiben, hab ich mir vor einigen Wochen ein E-Visum beantragt. Den gleichen Fehler wie in Yogyakarta mach ich nicht nochmal, sondern laufe direkt zum richtigen Schalter. Den wie immer überaus wenig freundlichen Menschen der Immigration geb ich meinen Reisepass, 2 Passfoto, das ausgefüllte Formblatt und die Visumbestätigung, die ich vorab zugeschickt bekommen hab. Ich soll kurz warten und werde dann aufgerufen. Wie immer kümmer ich mich direkt nach Ankunft noch am Flughafen um Bargeld und eine SIM-Karte. Direkt um die Ecke des Visumschalters entdecke ich einen und heb meine ersten 2 Millionen Dong ab, was umgerechnet ca. 75 € sind. Und schon werd ich mit Bild und Name über einen Bildschirm ausgerufen, bezahle 25 USD in bar und erhalte meinen Reisepass mit Visum für 30 Tage zurück. Ab durch die Immigration, noch schnell ne SIM-Karte besorgen. Hier gibt es für 13 USD 60 GB für 30 Tage (2GB pro Tag). Wie in Malaysia und Java wird die SIM-Karte direkt am Schalter ausgetauscht und aktiviert. Draußen wartet schon mein Fahrer auf mich, der mich direkt zum Hotel bringt. Keine öffentlichen Verkehrsmittel, keine Aktionen um ein Grab-Taxi oder ähnliches zu ergattern. Nach dem Tag bin ich unglaublich froh, dass ich mich für einen privaten Transfer entschieden habe.
Herzlich willkommen in Hanoi… 14 Grad und Regen. Ein echter Schock nach 3 Monaten fast ausschließlich barfuß oder in Flipflops bei 28 bis 35 Grad. Ich lauf am nächsten Tag erstmal 2 Stunden durch die Straßen und versuche mich in der Altstadt etwas zu orientieren, die neue Umgebung zu erkunden und in dieser lauten und trubeligen Stadt anzukommen. Kulturflash… Geräusche… Gerüche… Fluchtgedanken… positive Mantras in meinem Kopf, die mich beruhigen und mich davon überzeugen, dass ich mich erstmal wieder an eine Großstadt gewöhnen muss. Gerade will ich aber einfach nur weg.
Zurück im Hotel lass ich die letzten Stunden, Tage Revue passieren… und während ich da so sitze und die Eindrücke des Tages aufschreibe, bekomm ich eine Whatsapp-Nachricht von meinem Lieblingsmenschen, dass er nur noch 32 Minuten von mir entfernt ist. Ich bin so aufgeregt und freu mich riesig, dass wir uns nach genau 100 Tagen endlich wieder sehen und jetzt 5 Wochen zusammen reisen werden. Ich platze vor Vorfreude und kann es noch gar nicht richtig glauben, ihn endlich wieder zu sehen! ❤️ Wat schöööööön!
Angekommen im Hotel erzählt mir Jörg, dass er am Flughafen direkt auf einen Trickbetrüger hereingefallen ist. Ein Mann am Flughafen in der Nähe der Geldautomaten hat ihm einen Tipp gegeben, welchen Automaten er nehmen sollte, denn alle anderen wären gegen Gebühr. Er wird von dem Mann in ein freundliches Gespräch verwickelt. Jörg nimmt sein Geld und geht Richtung Ausgang. Kurz drauf läuft ihm der Mann hinterher und bringt ihm seine Kreditkarte, er hätte sie im Automaten vergessen. Jörg bedankt sich noch und freut sich, dass der Mann so freundlich war und ihm hinterher gelaufen ist. Im Taxi zum Hotel entdeckt er dann per Benachrichtigung seiner Bank-App, dass 2x 75 Euro abgebucht wurden. Aber hey, es sind nur 75 Euro, hätte schlimmer kommen können und die Kreditkarte ist noch da. Welcome to Vietnam! 😄
Von Hanoi selbst bekommen wir nicht viel zu sehen. Wir laufen ein wenig durch die Straßen, durch das Old Quarter, über Märkte, zur Tran Quoc Pagode am Horn-Kiem-See und besichtigen das Hoa Lo Prison. Obwohl wir eine knappe Woche dort sind, halten wir uns hauptsächlich im Hotel auf, da einerseits das Wetter nicht wirklich zu einer größeren Entdeckertour einlädt und sich Jörg auch noch den Magen verdorben hat und 3-4 Tage im Bett verbracht hat. Aber manchmal freut man sich vor allem an solchen Tagen ganz besonders über die kleinen Entdeckungen... Auf der Suche nach Cola und etwas Knäckebrot-ähnlichem hab ich diesen Laden entdeckt: dm - deutsche markt :-D
Und jeden Tag wächst mein Bauchgefühl Stück für Stück, hier gar nicht wirklich sein zu wollen. Aber kaum bin ich nicht allein unterwegs, möchte man ja auch nicht der Party-Crasher sein. Und da Jörgs Wunsch war, unsere gemeinsame Zeit in Vietnam und Kambodscha zu verbringen, und ich ja die restlichen Monate noch Zeit habe, meine favorisierten Länder zu bereisen, ist das jetzt nun mal so. Und außerdem sind viele Menschen von Vietnam so begeistert. Also überrede ich mich immer wieder dazu, dem Land eine Chance zu geben. Und wenn wir erstmal weiter ziehen, raus aus der Stadt, die Natur Vietnams entdecken, wird es schon werden.
Und jeden Tag wächst mein Bauchgefühl Stück für Stück, hier gar nicht wirklich sein zu wollen. Aber kaum bin ich nicht allein unterwegs, möchte man ja auch nicht der Party-Crasher sein. Und da Jörgs Wunsch war, unsere gemeinsame Zeit in Vietnam und Kambodscha zu verbringen, und ich ja die restlichen Monate noch Zeit habe, meine favorisierten Länder zu bereisen, ist das jetzt nun mal so. Und außerdem sind viele Menschen von Vietnam so begeistert. Also überrede ich mich immer wieder dazu, dem Land eine Chance zu geben. Und wenn wir erstmal weiter ziehen, raus aus der Stadt, die Natur Vietnams entdecken, wird es schon werden.
Und ich bin überzeugt, wäre das Wetter wärmer und vor allem weniger regnerisch gewesen, hätte ich mich mit Hanoi weitaus mehr anfreunden können. Durch das Old Quarter zu laufen oder in einem Café oder Restaurant gemütlich draußen zu sitzen und das Treiben zu beobachten, hätte dem ganzen einiges mehr an Flair verliehen.
Am 14.12.2018 fahren wir mit dem Bus nach Cat Ba in die Halong Bucht. Wir freuen uns auf die Natur Vietnams und sind uns sicher, dass es ab jetzt nur noch besser werden kann. 😉
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