Melakka & Singapur
Samstag, 14.10.2018:
In Melakka war ich zum Großteil alleine unterwegs, hab nicht so richtig Anschluss gefunden, was sicherlich auch ein bisschen daran lag, dass ich irgendwie alleine sein wollte. Und doch fühlt man sich so ganz alleine nicht so richtig wohl. Aber ich hatte auch wirklich tolle, herzliche, emotionale Begegnungen, völlig unerwartet. Momente, die ich immer in Erinnerung behalten werde.
Und zum Abschluss kommt mich noch ein Freund besuchen. Ich freu mich rieisig, dass Rachid, einer der Dive Master aus der Tauchschule, in der ich meinen Tauchkurs gemacht habe, ein paar Tage in Melakka verbringt. Wir verabreden uns für Sonntag Nachmittag, laufen ein wenig durch die Stadt, gehen lecker Burger essen im The Baboon House, gehen zu Rachids Lieblingscafe, um Kuchen zu essen. Eigentlich essen wir die ganze Zeit. :-) Bis es anfängt zu regnen. Im Einkaufszentrum ist ein Kino und wir beschließen uns Mr Bean anzuschaun. Nicht, dass ich während meiner Reise bei tropischen Temperaturen geplant hätte, mich in ein klimatisiertes Kino zu setzen, aber eine bessere Alternative fällt mir bei dem Wetter auch nicht ein. Der Film ist auf englisch mit Untertiteln in malaysisch und chinesisch. Was sehr seltsam ist, weil meine Augen immer wieder zum Untertitel wandern, dann aber feststellen, dass dieser nicht auf deutsch ist. Wir sind schon sehr verwöhnt in Deutschland mit den sehr gut synchronisierten Filmen. Andererseits auch schade, weil dadurch sicherlich die englische Sprache nicht ganz so gefragt ist, wie z.B. in den Niederlanden, solange man es nicht im Beruf benötigt.
Nach dem Film hat der Regen aufgehört und wir schlendern über den Night Market. Wir laufen am Oriental Cottage Cafe vorbei, Sam springt schon fast aus dem Café, um uns zu begrüßen. Sie fragt mich sofort, wo ich am Abend zuvor war, denn der Sänger hat tatsächlich "Chasing Cars" geübt und hat den ganzen Abend auf mich gewartet... :-( Ich hab ein schlechtes Gewissen, aber freu mich natürlich sehr, dass er es kaum erwartet kann, das Lied jetzt für mich zu spielen. Rachid ist noch nicht so richtig in Stimmung sich in eine Bar zu setzen. Wir versprechen später nochmal wieder zu kommen und laufen noch ein bisschen über den Markt. Als wir zurück sind, spielt der Sänger als nächstes Chasing Cars und ich freu mich n Keks darüber. Ein bis zwei Songs später, das Cafe ist hell beleuchtet, fangen alle an zu tanzen, Rashid lässt sich auch auf die "Tanzfläche" ziehen... Na gut... Ich weiß, der sprudelnden Energie von Sam kann ich eh nicht widerstehen. :-) Das ist also mein letzter Abend in Melakka. Ich genieße jede Sekunde, freu mich über die Live-Musik, über die Menschen, mit denen ich meinen letzten Abend dort verbringe.
Und je mehr man über die Menschen, deren Leben und deren Vergangenheit erfährt, umso mehr wachsen einem manche Menschen ans Herz und umso emotionaler wird der Abschied. Wir verabschieden uns sehr ausgiebig und connecten uns noch schnell auf Facebook und Instagram. Sie wünschen mir eine sichere Weiterreise, wünschen mir nur das Beste. Sam nimmt mich noch ungefähr 20x in den Arm, nimmt meine Hand und sagt, dass ich ihr definitiv in Erinnerung bleiben werde. Ich meine, wie viele Gäste gehen dort ein und aus, wie oft verspricht man sich, sich wieder zu sehen und macht es nicht. Auch weiß ich nicht, ob sie es wirklich ernst gemeint hat, aber ich möchte es glauben, weil es sich einfach so gut anfühlt und sie auch einfach hätte "Bye, see you somewhere" sagen können.
Mit einem großen Grinsen und überglücklich über diesen schönen Abschluss verlasse ich zusammen mit Rachid das Cafe. Die Sterne sind so hell, es sind keine Wolken mehr am Himmel. Wir spazieren nochmal, fast romantisch ;-), am Melakka River entlang. Viel sprechen wir nicht. Ich denke über die letzten Tage in Melakka und gleichzeitig in Malaysia nach, und Rachid hat nach einigen Monaten in der Tauchschule endlich Urlaub, wird erstmal reisen und genießt den Spaziergang sichtlich genauso sehr wie ich. Ich bin ihm sehr dankbar, für die Zeit während meines zwischendurch doch sehr aufreibenden Tauchkurses. Einfach weil er da war und mich auch einfach mal umarmt hat, wenn ich's zwischendurch gebraucht habe. Vor allem, wenn man so weit weg ist von zuhause, von seinem vertrauten Umfeld, ist es schön eine Bezugsperson zu finden. Irgendwie hatten wir von Anfang an die gleiche Wellenlänge.
Und gerade in diesen Momenten, an so schönen Orten, vermisse ich meinen Lieblingsmenschen ganz besonders. Es ist verrückt, ich bin so glücklich und dankbar und doch traurig, weil ich den Moment nicht mit meinem Freund teilen kann.
Nach 7 Nächten Melakka fahr ich dann auch endlich mal weiter nach Singapur. Ich wusste, dass die Fahrt nach Singapur spannend wird. Ich wusste, dass man durch die Immigration muss, aber wie es genau abläuft, hatte ich keine Ahnung. Da ich wusste, dass die Busfahrt durch die Immigration länger dauern wird, als vom Busunternehmen angegeben, hab ich die Zeit komplett ausgeblendet. Nach ein paar Stunden sind wir schließlich an der Grenze zu Singapur angekommen. Für die Ausreise aus Malaysia müssen wir den Bus verlassen und über eine Rolltreppe eine Etage höher. Die Halle mit den Immigration-Schaltern ist fast leer. Stempel rein und weiter geht's. Eine Rolltreppe wieder runter, in der Hoffnung, dass wir den Bus wieder finden. Natürlich hab ich mir weder die Farbe des Busses, geschweige denn das Kennzeichen gemerkt. Danke Kurzzeitgedächtnis! ;-) Immerhin gehen wir alle zusammen, so dass der Bus sicherlich nicht losfährt, wenn noch ca. 15 Personen fehlen. Das Gepäck wartet nämlich im Bus. Und mit der Ausreise aus Malaysia ist dann auch das Internet weg, denn meine SIM-Karte von Malaysia funktioniert nicht in Singapur.
Ein paar Meter weiter müssen wir wieder alle aus dem Bus aussteigen. Also, das gleiche Spiel noch einmal, nur mit dem gesamten Gepäck. Alles muss mit! Nach der Immigration müssen wir uns dann noch für Weg A oder B entscheiden. Wieder haben wir keine Ahnung, laufen aber richtig und finden auch direkt den Bus wieder.
Ich steige an der Bushaltestelle City Plaza in Singapur aus und flüchte erstmal mit meinem "federleichten" Gepäck ins Einkaufszentrum, denn es regnet schon die ganze Fahrt über in Strömen. Erstmal Geld abheben und eine SIM-Karte für Singapur besorgen. Endlich wieder online kann ich mir ein Grab-Taxi zum Hostel bestellen.
Im InnCrowd Hostel angekommen, beziehe ich mein Zimmer, welches ich mit 10 anderen teile und frag mich, wie ich nur hier gelandet bin. (Der Name der betroffenen Person wird aus Datenschutzgründen nicht genannt) :-) Aber vielleicht finde ich ja noch heraus, was an diesem Hostel so toll ist. ;-) Wie in vielen Hostels in Malaysia und anderen asiatischen Ländern zieht man die Schuhe im Erdgeschoss aus, was ich, eigentlich ganz schön finde. ... Bis auf den Gestank nach Käsefüße, der ganz geballt sich um den Schuhschrank sammelt. Hier bin ich nicht ganz glücklich über diese Regel. Aber ich hätte es nicht gedacht, ich bin schon mitten im Travellermodus angekommen und bin mir sicher, ich werde es überleben.
Noch am gleichen Abend findet eine Scooter-Tour statt, für die dieses Hostel bekannt ist. Ich lass mich auf die Liste eintragen und werde also am Abend eine Tour mit einem Tretroller durch Singapur machen. Mit insgesamt 20 Leuten düsen wir mit einem Affenzahn los. Gemütlich ist anders. Da der Guide zuvor die Ansage gemacht hat, dass er nicht auf uns warten wird, wenn wir abhanden kommen, versuchen wir alle ganz tapfer mitzuhalten. Wir respektieren rote Ampeln, manche ignorieren wir aber einfach. Wer verloren geht, bringt den Scooter eigenständig wieder zurück zum Hostel... Au Backe, das kann ja was werden. 4 Std. dauert die Tour.... Da ich ja eher nicht so der furchtlose Draufgänger bin, hab ich nen heiden Respekt, wie wir so durch die Straßen schiessen. Vielleicht auch etwas zu vorsichtig übersehe ich dann doch tatsächlich ein Loch auf dem Gehweg. Der Scooter stoppt, natürlich halte ich ihn weiter fest und stolpere in Slow Motion über den Lenker und falle auf meine Hände und Knie. Ich lache, springe wieder auf, kurze Kontrolle, ob noch alles dran ist und düse weiter. Lediglich das Knie hat eine Schramme, die etwas blutet, die Hände sind nur ein bißchen aufgeschürft. Durch den Zeitdruck, den der Guide aufgebaut hat, denk ich überhaupt nicht groß drüber nach. Wenige Minuten später sitzen wir kurz am Clarke Quay am Fluss und ich kann wenigstens schnell meine offene Wunde inspizieren und desinfizieren. Aufgeben? Zurück zum Hotel? Wunden lecken? Keine Chance. Das zieh ich jetzt durch. Ja, die Tour war tough, und man musste auch echt dran bleiben, um mithalten zu können. Aber es war auch ein riesen Spaß und definitiv ne Portion Adrenalin dabei.
Am Ende schauen wir zusammen die Light-Show in Gardens of the Bay an. Danach geht es rüber zur Marina Bay. Und kaum beginnt dort die Light-Show, fängt es auch noch an zu regnen. Wir bleiben trotzdem sitzen und schauen uns ganz begeistert die Show an. Definitiv komm ich hierher nochmal ohne einen Scooter zurück.
Am nächsten Morgen scheint die Sonne wieder und ich fahr mit den Öffis zum Botanischen Garten. Diesmal nicht in Flipflops! ;-) Stundenlang lauf ich durch die wunderschön angelegte Anlage. Ich bin super begeistert und genieße die Zeit dort sehr. Der Botanische Garten ist frei zugänglich, nur für den Orchideen Garten muss man Eintritt bezahlen. Auch der ist wunderschön angelegt. Orchideen in so vielen unterschiedlichen Formen und Farben. Einfach wunderschön!
Am Abend lerne ich Kristin kennen und wir ziehen am nächsten Tag zusammen los, nach Sentosa Island. Wir fahren mit der Gondel zur Insel rüber, haben dabei einen wunderschönen Ausblick. So richtig viel weiß ich allerdings über die vorgelagerte Insel nicht. Dass dort viele Touristenattraktionen angeboten werden, wusste ich, aber dass die ganze Insel ein Vergnügungspark ist, war mir nicht bewusst. Die Fahrt mit der Gondel nach Sentosa ist großartig, der Blick einfach traumhaft, aber auch nicht günstig. Wir suchen ein nettes Restaurant am Strand (viel Auswahl gab es da nicht) und genießen ein bißchen die Zeit am Strand. Meiner Meinung nach ist Sentosa Island nicht wirklich sehenswert und völlig überteuert.
Am Abend machen wir uns zu Fuß auf den Weg zur Marina Bay und Gardens of the Bay, um uns die Lichtershow nochmal in Ruhe anzuschauen. Wir haben Glück und es regnet nicht. Die Musik ist perfekt auf die Lichter an den künstlichen Baumkonstruktionen abgestimmt. Heute gibt es das Thema Musicals.
Danach gönnen wir uns für 23 S$ die Aussicht vom Marina Bay Sands. Wir sehen die Lightshow in der Marina Bay von oben. Der Ausblick von dort oben ist grandios. Ich bin mehr als begeistert. Wir gönnen uns noch einen Cocktail für weitere 23 S$, weil man auch einfach mal genießen muss. Mir gefällt Singapur sehr gut, wesentlich besser als Kuala Lumpur. Hierhin würde ich nochmal für ein paar Tage zurück kommen, um noch mehr von der Stadt zu sehen.
Ich merke aber auch, dass ich jetzt müde bin von all der Stadtluft. Ich bin bereit für andere Impulse, mehr Natur, eine andere Kultur. Ich freu mich riesig, dass es jetzt nach Yogyakarta auf der indonesischen Insel Java geht. Und so wirklich habe ich keine Idee was mich dort erwartet, außer die beiden Tempel wegen denen ich Java auf meiner Liste habe: Borobodur, die größte buddhistische Tempelanlage der Welt und Prambanan, die größte hinduistische Tempelanlage Indonesiens. Nach Ankunft in Yogya ist mein Ziel das OTU Hostel, und alles andere wird sich schon ergeben.
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